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  • AutorenbildDaniela Eglseder

Wenn Katzen miteinander streiten

Eine Katze zu trainieren ist an sich für viele Menschen schon ein Widerspruch in sich, da die allgemeine Annahme stark vertreten ist, eine Katze sei nicht erziehbar, also auch nicht trainierbar.


Katzen sind soziale Wesen und ein soziales Wesen hat soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten.


Eine dieser Fähigkeiten ist das Lernen und hier besonders wichtig das voneinander lernen. Dies ist vor Allem in Katzengruppen gut zu beobachten oder auch wenn eine Katzenmutter ihren Kitten zeigt, wie man unbeschadet von einem Baum klettern kann und diese das Gesehene dann eins zu eins nachahmen.


So kann eine sehr ängstliche Katze im Zusammenleben mit einer mutigen Katze lernen, dass nicht die ganze Welt gefährlich ist und somit ihre Ängstlichkeit reduzieren und ihren Mut stärken.


Katzenpersönlichkeiten

Bei Katzen, wie auch bei uns Menschen, gibt es unterschiedliche Persönlichkeiten innerhalb einer Spezies. Auch in der Tierwelt tragen mehrere Faktoren zur Entstehung eines bestimmten Charakters bei: Gene, Veranlagung, Sozialisierungsphase, Handling usw. Es beginnt die erste Prägung bereits im Mutterleib. Wenn zum Beispiel eine Mutterkatze während ihrer Trächtigkeit permanent Hunger leidet und nie weiß wo und wann sie die nächste Mahlzeit bekommen wird, kann sich das bei manchen ihrer Kitten später so zeigen, dass diese in ihrem Leben immer Hunger haben, ständig Essen stehlen und auch Sachen essen, die keine geeignete Nahrung für Katzen sind. Und auch wie sich die Mutterkatze ihren kitten gegenüber verhält hat Einfluss auf den Nachwuchs; ist die Mutter sehr ängstlich wirkt sich das anders auf die kitten aus als wenn es eine Mutter ist die sicher und offen die Welt betrachtet.


Was eine weitere nicht unwesentliche Rolle spielt, ist der Umstand, das Katzen auf Menschen reagieren, deren Stimmungen und Befindlichkeiten aufnehmen und auch oftmals unwissentlich unangenehme Verhaltensweisen anerzogen bekommen. Oftmals zeigen sich Katzen daher in fremder Umgebung gänzlich ungewohnt als im heimischen Umfeld in der vertrauten Familie.


Ein Beispiel zu anerzogenem, erlerntem Verhalten: wenn eine Katze miaut und an der Scheibe kratzt weil sie hinaus möchte und der Mensch sich über einen gewissen Zeitraum bemüht, nicht nach zu geben und die Türe zulässt, weil er die Katze im Haus belassen möchte. Bis er es dann nicht mehr aushält, mit der Katze spricht, sie streichelt, ihr vielleicht sogar Futter anbietet weil sie so miaut und letzten Endes irgendwann dann doch einknickt und der Katze die Türe ins Freie öffnet.


Dann hat die Katze aus dieser Situation gelernt, dass sie lange genug durchhalten und ihr Verhalten intensivieren muss um


a) Aufmerksamkeit, Liebe, Zuwendung und sogar Futter zu bekommen und

b) zum gewünschten Ergebnis zu gelangen - in diesem Fall den Freigang


Wahrnehmung und Hochsensibilität bei Katzen

In meinem Alltag lerne ich ganz unterschiedliche Katzenpersönlichkeiten kennen. Manche Katzen sind an allem und jedem interessiert, sehr präsent, klar in ihrer Kommunikation und zeigen eine hohe Kooperationsbereitschaft (Compliance) in Zusammenhang der Anforderungen die an sie von ihren Menschen gestellt werden. Andere Katzen fürchten sich vor allem und jedem, wirken so als wären sie am liebsten unsichtbar (verstecken sich überall), kommunizieren sehr verhalten und wenn es um Anforderungen ihrer Menschen geht, dann erstarren sie und lassen alles über sich ergehen, versuchen sich permanent zu entziehen oder reagieren aggressiv aus ängstlichen Hintergründen.


Das sind natürlich nur zwei Beispiele für Charaktere - in der Realität gibt es so viele verschiedene dass mein Artikel hier wohl kaum reichen würde. Ich stelle immer wieder fest, dass es auch in der Katzenwelt Geschöpfe gibt, die sehr fein sind in der Wahrnehmung was die Emotionen und Stimmungen ihrer Menschen betrifft und prompt darauf reagieren. Hier gewinnt der Begriff der Hochsensibilität auch bei Katzen immer mehr an Bedeutung für mich; denn diese Katzen nehmen Reize viel intensiver und auch detaillierter wahr und sind generell viel empfänglicher dafür, scheinen viel empfindsamer in ihrer Wahrnehmung und reagieren daher prompter und intensiver mit Stressreaktionen darauf. Daher ist für diese Katzen ein noch achtsamerer Umgang besonders wichtig und ein empathischer Mensch ist für diese Katzen essentiell.


Wenn Katzenbeziehungen sich verändern

Katzenbeziehungen untereinander sind stark beeinflusst von den Charaktermerkmalen der einzelnen Katzen, aber auch von denen ihrer Menschen. Manche Katzen Beziehungen sind stark und gesund, manche Beziehungen sind fragil und es reichen - für uns Menschen definierte - Kleinigkeiten, um aus ehemaligen Freunden plötzlich Fremde zu machen. Ganz oft spielt sich diese Veränderung der Beziehung über einen längeren Zeitraum ab, oftmals gibt es einen Auslöser der dem Menschen meist verborgen bleibt.


Diesem zur Grundlage gelegenen Auslöser folge weitere unangenehme Begegnungen und eines Tages ist es den Katzen nicht mehr möglich, sich gemeinsam in dem selben Raum auf zu halten ohne aneinander zu geraten. Dieser Prozess der Veränderung bleibt von den Menschen oftmals unbeobachtet bzw. wird als "normale Auseinandersetzungen" deklariert und zeigt sich oftmals angetrieben von der Einstellung, dass die Katzen sich das eh untereinander ausmachen.


Oftmals zeigt sich diese angespannte Beziehung untereinander nicht direkt, denn Katzen kommunizieren sehr fein in ihrer Körpersprache. Einen eigenen Blogartikel zu diesem Thema findest du hier https://www.katzeverstehen.at/post/die-körpersprache-von-katzen


Diese feinen Signale von uns Menschen oftmals nicht bemerkt oder fehl interpretiert führen oftmals dazu, dass die Spannungen stetig bestehen und oftmals sich steigern. Das kann dann dazu führen, dass eine der Katzen etwa unsauber wird, sprich Harn und/oder Kot außerhalb der Katzentoilette absetzt oder auch dass sich eine der beiden zurück zieht, viel schläft, nicht oder nur mehr sehr reduziert in Kontakt mit den Menschen tritt, vielleicht auch kaum mehr in den so geliebten Freigang geht weil sie Angst vor Auseinandersetzungen mit der Partnerkatze draußen hat. Oder aber auch dass sie nur mehr in den Freigang geht und kaum mehr nach Hause kommt.


Was aber tun, wenn die Katzen nur mehr streiten?

Ich habe in den vergangenen Jahre die unterschiedlichsten Katzenpaare kennen gelernt, sei es nun in meiner Katzenpension, durch das Katzentraining bei mir im Haus oder auch im Zuge der Katzenverhaltensberatungen. Ich erlebe es öfters, dass Katzen über einen sehr langen Zeitraum (das längste was ich hier einmal erlebt habe, waren 2 Jahre) getrennt voneinander im selben Haushalt leben. Also zum Beispiel auf unterschiedlichen Wohnetagen oder durch eine Gittertüre voneinander getrennt. Eine große Belastung für alle Zwei- und Vierbeiner, die viele Kompromisse von allen Seiten bedarf und aus meiner Sicht keine Dauerlösung sein kann, für niemanden. Wenn die Katzen kurzfristig voneinander getrennt werden, dann kann man damit Auseinandersetzungen - die mitunter auch bedrohlich sein können - verhindern, allerdings löst es das Grundproblem nicht und ist somit als Dauermaßnahme nicht geeignet.


Und daran kann man definitiv arbeiten - an der Lösung des Problems. Hier ist für mich wichtig, die unterschiedlichen Charaktere der Katzen genauer zu betrachten und entsprechend derer Bedürfnisse auf jede einzelne Katze ein zu gehen. Hierfür führe ich ein Fallbeispiel an von zwei Katzen, die nicht mehr ohne körperliche Auseinandersetzungen im gleichen Raum sein konnten und deshalb bei mir "eingecheckt" haben:


Fallbeispiel: Katzen Bibi und Bolt verstehen sich plötzlich nicht mehr

Ich wurde zu einem Beratungstermin gerufen, da die beiden Katzen Bibi und Bolt sich plötzlich nicht mehr verstanden. Ihre bis dahin sehr harmonische Beziehung gestaltete sich so, dass Bolt immer öfter Bibi belauerte, ihr auflauerte und sie schließlich mehrmals attackierte. Bibi reagierte stets mit lautem knurren, pfauchen, spucken und die Situation spitzte sich soweit zu, dass die beiden Katzen sich nicht mehr gemeinsam in einem Raum aufhalten konnten. Die Familie der beiden Katzen ließ sich auf eine Katzenverhaltensberatung ein und setzte die darin besprochenen Maßnahmen gewissenhaft um; eine räumliche Trennung mit Sichtschutz und ein schrittweise wieder aneinander gewöhnen zeigte Wirkung. Die Beziehung der beiden Katzen entspannte sich und beide konnten sich wieder gemeinsam im gesamten Haus frei bewegen. Nach einigen Wochen meldete sich die Familie erneut bei mir, die Attacken haben wieder begonnen und die Familie überlegte, eine Katze, schweren Herzens, ab zu geben. Da für mich in den Beratungen klar ersichtlich war, dass die Familie sich in einer herausfordernden Zeit befand (Familienzuwachs, Umzug etc.) und die beiden Katzen darauf mit Stress reagierten, den sie aneinander ausagierten, wurde der Entschluss gefasst, die beiden Katzen stationär auf zu nehmen und die Vergesellschaftung bei mir im Haus durch zu führen.


Training in einer anderen Umgebung

Dieses Training außerhalb der gewohnten Umgebung bot auch mir die Möglichkeit, die beiden Charaktere kennen zu lernen, zu beobachten wie sie mit herausfordernden Situationen umgehen, wie die Beziehung untereinander in einem ungewohnten, fremden Kontext aussah, auf welche Auslöser (Stressoren) sie reagierten und wer von den beiden welche Bedürfnisse hat (z.b. war für Bolt der Freigang essentiell, für Bibi keineswegs). Beide Charaktere waren für mich sehr schnell als sehr sensibel und fein zu erkennen, ängstlich und unsicher und die Arbeit ging vor Allem dahin, jede einzelne für sich in ihrer Persönlichkeit zu festigen, ihnen Erfahrungen zu ermöglichen in denen sie sich Selbstwirksam erlebten und gezielt positive Verknüpfungen zur Partnerkatze her zu stellen.


Erfolgreiches Training

Beide Katzen haben von diesem Training sehr profitiert und konnten das Erlernte nach Hause transferieren. Das Coaching der Halter war für mich ebenso wichtig wie die Arbeit mit den beiden Katzen. In laufenden Gesprächen, Videoanalysen und Fallbesprechungen wurden die Halter von mir in diesen Prozess mit eingebunden und dahingehend geschult zu Hause adäquat auf gezeigte Verhaltensweisen zu reagieren um den Erfolg und die Stabilität in der Beziehung der beiden langfristig zu gewährleisten. Ein fertig ausgearbeiteter Plan diente hier unterstützend für zu Hause. Eines meiner Hauptaugenmerke besteht darin, die Verbindung zwischen den Emotionen der Menschen und den Emotionen ihrer Katzen auf zu zeigen, um die Menschen dahingehend zu schulen sich selber zu beobachten, zu reflektieren und die darauf folgende Reaktion der Katze mit ihnen in Verbindung bringen zu können. Was in diesem Fall wunderbar geklappt hat.


Bis heute, viele viele Monate nach dem stationären Training, ist die Beziehung von Bibi und Bolt stabil und ich kann mich immer wieder selber davon überzeugen, wenn sie bei mir sind, während ihre Familie auf Urlaub ist.

Zwei Katzen beim Chillen

Ist es nicht schlimm für die Katzen, wenn sie weg kommen von zu Hause?


Natürlich verstehe ich, dass es sehr schwierig ist, sich für mehrere Wochen von den eigenen Katzen zu trennen und sie einer anderen Person an zu vertrauen. Meine Erfahrung zeigt mir, dass durch den engen Austausch zwischen mir und der Familie sowohl Mensch wie auch Katze, sich schnell mit der neuen Situation arrangieren und bereit sind, sich auf dieses Abenteuer ein zu lassen.


Natürlich ist es für Katzen eine Herausforderung sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden. Jede Katze macht das in ihrem Tempo und bekommt dafür alle Zeit die sie braucht. Und es gibt ja ein großes Ziel bei den Trainings dass uns antreibt: ein harmonisches Miteinander ermöglichen, wo alle zwei- und vierbeinigen Familienmitglieder gut zusammen leben können und jeder im Familienverband verbleiben kann.


Viele Katen profitieren davon, sich in einem für sie ungewohnten Rahmen als selbst wirksam zu erleben, also sich ganz ohne den Zuspruch und die Unterstützung ihrer Menschen zurecht zu finden. Für die Menschen die zu Hause bleiben ist es oftmals eine große Entlastung, da angespannte Beziehung nun einmal auf alle Lebewesen im System wirken.


Das Zusammenleben stellt nun mal nicht nur uns Menschen vor Herausforderungen. Das Miteinander ist eine Reise und es ist ein Abenteuer welches gemeinsam erlebt werden darf.


Ein Abenteuer und eine gemeinsame Reise für Mensch und Katze und ich habe das Glück ein Stück davon begleiten zu dürfen.



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