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  • AutorenbildDaniela Eglseder

Wenn Katzen Angst haben

Wenn Lebewesen intensive Angstgefühle empfinden, ist dies eine Belastung für den gesamten Organismus. Auf körperlicher und mentaler Ebene findet sich dabei Stress wieder und dieser hat Auswirkungen; vor Allem langanhaltende Gefühle wie Angst und Furcht schädigen den gesamten Organismus.


Als Katzenhalterin sollte hier genau betrachtet werden, ob die ängstliche Reaktion meiner Katze eine der Situation entsprechende Reaktion ist oder ob vielleicht doch mehr dahinter steckt.


Was ist Angst im Gehirn?

Ein Erlebnis, welches bei der Katze Angst auslöst wie zb ein fremder, sich schnell annähender Mensch, findet rasch den Weg ins Gehirn, wo es Spuren hinterlässt, die Anordnung von Nervenzellen verändert und auch Einfluss nimmt auf die Funktion von Netzwerken. Viele Studien an Menschen und Tieren wurden von der Wissenschaft durchgeführt, um herauszufinden, welche Strukturen im Gehirn zu Angstreaktionen führen. Festgestellt wurde bei diesen unzähligen Studien, dass bei diesem Vorgang eine ganz wichtige Rolle die Amygdala, also der Mandelkern, spielt. Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, welche eine wichtige Rolle bei der Emotionsverarbeitung spielt. Man kann sie als Alarmanlage von Lebewesen bezeichnen, da sie in rasend schneller Geschwindigkeit eine Situation einschätzt und bewertet. Manche Ängste sind angeboren und absolut notwendig, um  das eigene Überleben zu sichern. Wir sprechen hier von einem Warn- und Schutzfunktion.


Die Reaktion

Im Außen findet ein Schlüsselreiz statt, welcher Angst auslöst. Um Schmerz und Verletzung zu vermeiden, wird das Kampf- Flucht-Systems der Katze aktiviert. Über das sympathische Nervensystem wird jegliche Energie mobilisiert , Adrenalin und Cortisol wird ausgeschüttet und der Körper geht in Bereitschaft, um zu kämpfen, zu flüchten oder ein zu frieren also fight/flight/freeze. Oftmals entscheidet sich eine ängstliche Katze für die Flucht, hat sie allerdings keine Möglichkeit zu flüchten, kann die Angst zu aggressivem Verhalten führen.

 

Gründe für Angst bei der Katze


Oftmals ist es für Menschen nicht nachvollziehbar, warum sich die Katze ängstlich zeigt. Die Ursachen dafür, liegen manchmal zeitlich weit zurück oder sind für Menschen nicht erkennbar.


Mögliche Gründe dafür, dass eine Katze ängstlich ist:

  • Mängel in der Haltung und kein artgerechter Umgang mit den Tieren

  • mangelnde Sozialisation und Habituation (= Gewöhnung) als Jungtier

  • Negative Erfahrungen

  • Traumatische Erlebnisse

  • Veränderte Lebenssituationen oder auch Veränderungen in der Umgebung

  • Genetische Dispostion

  

Auch können körperliche Ursachen hinter Angstverhalten stehen, daher ist es wichtig diese beim Tierarzt abklären zu lassen.


Körperliche Gründe:

  • Schmerzen in Folge von Entzündungen, Bauchschmerzen, Schmerzen am Bewegungsapparat, Darminfekt, Blasenentzündung etc.

  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie FIV, FeLV, FIP, Toxoplasmose

  • Allergien oder hormonelle Schwankungen wie bei einer Schilddrüsenüberfunktion

  • Einschränkungen des Hör- oder Sehsinnes

 

Wie Menschen auf eine ängstliche Katze reagieren


Meiner Erfahrung nach können wir Menschen leichter damit umgehen, wenn eine ängstliche Katze jegliche Konfrontation vermeidet, sich zurückzieht und um jeden Preis den Kontakt mit uns vermeiden möchte. Dies löst in vielen von uns Mitgefühl aus und wir sind bestrebt, der Katze dabei zu helfen, sich besser zu fühlen. Oftmals beginnen Menschen dann beruhigend auf die Katze einzureden oder lassen sie in ihrem Versteck in Ruhe.


Anders sieht dies aus bei einer ängstlichen Katze, die ein angstaggressives Verhalten zeigt. Hier sehen wir uns Menschen oftmals mit unserer Angst konfrontiert, wir fühlen uns bedroht und hilflos, wenn die Katze die Ohren anlegt, die Pupillen groß werden, ihr Maul geöffnet ist und sie faucht und brummt. Intuitiv weichen wir zurück, denn auch unser Körper reagiert auf diese „Bedrohung“. Es werden Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet und unser Körper in Alarmbereitschaft gesetzt, um zu unserem Besten reagieren zu können. Also hat in diesem Moment die Katze Angst und der Mensch auch, nicht unbedingt die beste Grundvoraussetzung für ein entspanntes Miteinander. In Situationen wie diesen ist es wichtig, der Katze Raum zu geben, Blickkontakt zu vermeiden und von Berührungen abzusehen. Als Mensch können wir über unsere Atmung Einfluss nehmen auf unsere innere Alarmbereitschaft;  tiefes einatmen und ein längeres ausatmen (dabei abgewandt von der Katze) stimuliert das parasympathische Nervensystem und Entspannung und Beruhigung treten ein. Die Schultern entspannen sich, der Gesichtsausdruck wird weicher, die Atmung tiefer – alles Signale, welche die Katze wahrnimmt und ihr vermittelt, dass keine Gefahr (mehr) droht.

 

Anzeichen von Angst bei einer Katze:


  • Eingezogener Schwanz

  • Eingezogener und tiefgehaltener Kopf

  • Geweitete Pupillen

  • Angelegte Ohren

  • Fauchen und Knurren

  • Die Katze macht sich klein, ihr Körper wirkt richtig zusammengeschoben

  

Wenn die Katze aus Angst aggressives Verhalten dem Menschen gegenüber zeigt


Manche Katzen zeigen sich ihren Halterinnen gegenüber in gewissen Situationen aggressiv – manchmal aus, für uns nicht nachvollziehbaren, Gründen. Erwähnen möchte ich hier das Beispiel, dass eine Katze auf den Arm genommen und sich gemeinsam auf die Couch gesetzt wird. Nähert sich dann die Partnerkatze, mit der es immer wieder Auseinandersetzungen gibt und zwischen den beiden Katzen findet ein „körpersprachlicher Schlagabtausch“ statt, welcher von dem Menschen unbemerkt bleibt, kann es durchaus passieren, dass die Katze auf dem Arm aus Angst den Menschen plötzlich beißt, kratzt oder die Flucht ergreift.



Auch das Streicheln einer Katze endet oftmals unschön für den Menschen; wenn die Katze sich vor Menschen fürchtet, dann braucht sie Zeit, um Vertrauen fassen zu können bis sie dann irgendwann einmal Streicheleinheiten als angenehm empfinden wird. Hier heißt es Geduld haben und die Katze langsam an diese neue Erfahrung zu gewöhnen.


Kurze Streicheleinheiten in Phasen der Entspannung und damit aufhören, wenn es für die Katze noch in Ordnung ist; diese Einheiten langsam und Schritt für Schritt ausdehnen und dabei die Aufmerksamkeit bei der Katze haben Denn wenn man seine Katze streichelt und mit seinen Augen und seinen Gedanken ganz woanders ist, entgehen einen die körpersprachlichen „Warnsignale“ die das steigende Unwohlsein der Katze anzeigen. 

 

Diagnose Angststörung


So wie bei Menschen auch, kann die Angst bei der Katze einen so großen Raum in deren Leben einnehmen, dass von einer Angststörung gesprochen werden kann.


In ihrem Buch „Verhaltensmedizin bei der Katze“ Sabine Schroll und Joel Dehasse unterscheiden hier:


  • Einfache Phobie

  • Multiple Phobien

  • Generalisierte Angststörung

  • Angststörung aufgrund von Deritualisation

  • Angststörung aufgrund restriktiver Lebensbedingungen


Auf die Angststörung aufgrund restriktiver Lebensbedingungen möchte ich kurz eingehen, da sie mir in meiner Beratungstätigkeit immer wieder begegnet und  Herausforderungen mit sich bringt.


Nicht jede Katze, die geboren wurde und ihre ersten Lebenswochen in einer reichhaltigen Umwelt z.B. als Freigänger Katzen erlebt haben, können sich an eine geschlossene Umwelt mit sehr kleinen Dimensionen anpassen (Wohnungshaltung).


Diese Katzen können einen Angstzustand entwickeln, der begleitet wird von umgerichteten jagdlichen Verhaltensweisen (wie z.B. Katze jagt eine, Hände, Knöchel der Menschen in ihrem Umfeld). Katze mit diesen Verhaltensweisen zeigen oftmals noch weitere Symptome, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte.


Ich möchte anmerken, dass eine Katze, die eine Angststörung entwickelt, weil sie sich in ihrem Lebensumfeld – einfach ausgedrückt – „nicht wohl fühlt“ und mit den Lebensbedingungen nicht zurechtkommt, sollte in einem Umfeld leben dürfen, welches ihren Bedürfnissen entspricht. Auch wenn das für die Katzenhalter schwer ist, weil sie sich dann von der Katze verabschieden müssen, steht für mich die Gesundheit und das Wohlergehen dieser Katze an erster Stelle. Wir Menschen entscheiden uns für die Katze, übernehmen damit Verantwortung und müssen dieser Nachgehen um das Wohlergehen dieser zu gewährleisten. Solch eine Katze zu behalten in einem Umfeld, das sie krank macht, ist dem eigenen Wohle entsprechend und nicht dem der Katze. Auch wenn es schwer fällt, gibt es hier aus meiner Sicht nur die Lösung für die Katze eine adäquate, artgerechte Unterbringung zu finden wo ihre Bedürfnisse erfüllt werden.

 

 Aus ganzheitlicher Sicht ist es mir wichtig zu erwähnen, dass eine ängstliche Katze nicht für immer eine ängstliche Katze sein muss. Es gibt Mittel und Wege die Katze dahingehend zu unterstützen, stabiler zu werden und einen neuen Umgang mit ängstigenden Auslösern zu erlernen. Im Katzentraining bediene ich mich hier stets den Effekten der positiven Verstärkung und führe Katzen langsam an angstauslösende Gegenstände, Geräusche und Situationen heran, sodass neue, positive Erfahrungen gemacht werden können. So lernt eine Katze, dass der Staubsauger nicht eine todbringende Maschine ist, bei der man sich sofort im Kasten verstecken muss und auch der Mensch, der auf Besuch kommt, respektvoll und achtsam umgeht mit der Katze. Nahrungsergänzungsmittel, bestimmte Töne und Musik sowie Pheromone können dabei sehr unterstützend wirken – sie sind nicht die Lösung des Problems, unterstützen jedoch den Prozess dorthin.


Bestimmt jeder von uns kennt die Angst und von vielen von uns, ist sie ein steter Begleiter. Jeder der sich mit seiner Angst auseinandersetzt und ein  „Werkzeug“ in die Hand bekommt, um mit der Angst um zu gehen weiß, wie wichtig dies ist, um ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben in Sicherheit zu führen.


„Wer die Angst überwindet, erlangt Freiheit.“ (Ralph Waldo Emerson)

 


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